vegetatives Nervensystem: Sympathikus und Parasympathikus

vegetatives Nervensystem: Sympathikus und Parasympathikus
vegetatives Nervensystem: Sympathikus und Parasympathikus
 
Parasympathikus und Sympathikus bilden die beiden Anteile des vegetativen Nervensystems.
 
 
Die Nervenfasern des Sympathikus ziehen sich von Kernen der im Rückenmark enthaltenen grauen Substanz, den Seitenhörnern, zu den Organen, die der Sympathikus beeinflusst. Allerdings entspringen die sympathischen Nervenfasern nur in einem Teil des Rückenmarks, nämlich dem Abschnitt, der von der Brustwirbelsäule (Brustmark) und der oberen Lendenwirbelsäule (oberes Lendenmark) umfasst wird. Von der Brustregion ziehen sich die Axone der präganglionären Neurone bis hin zu Nervenzellansammlungen, den Grenzstrangganglien. Zu beiden Seiten der Wirbelsäule verläuft solch ein Grenzstrang aus Nervenknoten. In den Ganglien treffen die präganglionären auf die postganglionären Neurone, welche die Signale aufnehmen und weiterleiten - und zwar zu den einzelnen Organen, die vom Sympathikus beeinflusst werden. Hauptneurotransmitter ist dabei das Adrenalin. Die Nervenfasern verlaufen dabei parallel zu den Rückenmarksnerven (Spinalnerven). Vom unteren Rückenmark ziehen sich die Axone der präganglionären Neurone nicht zu den Grenzstrangganglien, sondern zu anderen Nervenknoten im Unterleibsbereich, den prävertebralen Ganglien. Die postganglionären Axone, die diesen Ganglien entspringen, ziehen sich nicht direkt zu den Organen, die sie beeinflussen, sondern verflechten sich miteinander sowie mit Nervenfasern des Parasympathikus zu Nervengeflechten. Unter anderem bilden sie das Sonnengeflecht.
 
Wird der Sympathikus erregt, kommt es zum Blutdruckanstieg, zu beschleunigtem Herzschlag und beschleunigter Atmung sowie zur Erweiterung der Pupillen, zur Aufrichtung der Körperhaare, zur Steigerung der Schweißproduktion sowie zur Hemmung der Darmbewegung und zur Sekretion innerer Drüsen.
 
Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, bei der Verengungen oder Verschlüsse der Beinarterien vorliegen können, kann mithilfe einer Verödung oder Durchtrennung der Sympathikusnerven (Sympathektomie) unter Umständen eine Amputation der betroffenen Gliedmaßen verhindert werden. Diese Sympathektomie ist jedoch die allerletzte Maßnahme, falls alle anderen Behandlungsmethoden keine Hilfe bieten.
 
Bei vorzeitigen Wehen werden ebenfalls Medikamente eingesetzt, die auf den Sympathikus wirken - sie nennen sich Tokolytika und bewirken eine Erschlaffung der Uterusmuskulatur. Allerdings können sie als Nebenwirkungen Blutdruckanstieg und Herzrasen hervorrufen, da die Mittel auch auf andere vom sympathischen Nervensystem beeinflusste Organe wirken.
 
 
Der Parasympathikus besitzt Anteile, die im Bereich des Kopfes ihren Ursprung haben, sowie Anteile, die im Beckenbereich entspringen. Die präganglionären Neurone im Bereich des Kopfs liegen dabei im Stammhirn und verlaufen gemeinsam mit den Hirnnerven zu den parasympathischen Ganglien. Im Beckenbereich befinden sich die präganglionären Neurone im unteren Rückenmarksabschnitt (Sakralmark). Alle parasympathischen Ganglien befinden sich in der Nähe der Organe, die durch den Parasympathikus beeinflusst werden. Der Neurotransmitter ist Acetylcholin. Der Parasympathikus hat folgende Funktionen: Herabsetzung des Herzschlags, Pupillenverengung, Förderung der Magen- und Darmbewegung, Zusammenziehen der Bronchien (Bronchokonstriktion), Auslösen der Erektion, Blutgefäßerweiterung, Hemmung der Schweißproduktion.
 
Die als Medikamente eingesetzten Parasympatholytika, die die Funktion des Parasympathikus hemmen, sind Atropin, das bei der Reanimation oder bei sehr langsamem Herzschlag eingesetzt wird, und Buskopan, das bei Koliken durch Hemmung der glatten Muskulatur krampflösend wirkt. Bei einer übermäßigen Sekretion von Magensaft, die förderlich auf die Entstehung von Magengeschwüren wirkt, können Anticholinergika hilfreich sein. Die Informationsübermittlung zwischen den Nervenzellen des Parasympathikus wird nämlich durch den Botenstoff Acetylcholin vermittelt; Anticholinergika hemmen die Freisetzung von Magensäure, indem sie in den Nervenzellen des Parasympathikus die Acetylcholin-Rezeptoren besetzen, sodass der Botenstoff nicht andocken und Signale übermitteln kann.
 
 
Da die Nervenfasern des vegetativen Nervensystems im Rückenmark dort entspringen, wo auch Fasern des willkürlichen Nervensystems beginnen, können Schmerzen, die in den inneren Organen auftreten, auch Schmerzen in einem Hautbezirk hervorrufen, der von Fasern des willkürlichen Nervensystems versorgt wird und umgekehrt. Solche miteinander »verbundenen« Bezirke werden als Head-Zonen bezeichnet.
 
Siehe dazu auch: Hirnnerven und vegetatives Nervensystem

Universal-Lexikon. 2012.

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